Wie ich zum Yogi mutierte (1)
"Ich muss was tun..."
Wer hat sich diesen Satz noch nicht wie ein Mantra vergeblich ins Hirn gehämmert?
Unser fauler Schweinehund ist eigentlich ein Ur-Instinkt!
Das Problem ist, dass wir uns in einem Zeitalter befinden, in dem wir nicht mal mehr von seiner Couch aufstehen müssen, um eine Pizza zu bestellen…
Der Urmensch hat, bevor er Waffen erfunden hat, seine Beute zu Tode hetzen müssen. Das war super anstrengend, aber er hatte wenigstens für einen längeren Zeitraum Nahrung im Überfluss. Und was machte der Urmensch in dieser Zeit?
Essen und Chillen!
Unser Vorfahre war auch schon ein Couch-Potato…!
Am Anfang war der Vorsatz...
„Ich muss was tun…“
Mit diesem Vorsatz fing alles an. Allerdings dauerte es noch sehr lange, bis sich dann auch tatsächlich was tat, und dieser Satz musste auch noch sehr oft wiederholt werden.
Bestandsaufnahme: Ich war fast 40, glücklich verheiratet mit einem phantastischen Mann und mit zwei wundervollen Töchtern gesegnet. Meine Familie liebte mich so, wie ich war.
Mal ehrlich: was will man (frau) mehr???
Mein Spruch war stets:
„Mensch, ich bin fast Vierzig und habe 2 tolle Kinder auf die Welt gebracht-
was erwarte ich eigentlich von mir?
Ein paar Kilo zu viel sind doch ok,
eine Fitness-Queen werde ich auch nicht mehr und außerdem:
Ich muss doch echt nicht mehr aussehen wie Zwanzig!“
Viele gleichartige Bekannte hatten sich bereits zum Couch-Potatoe gewandelt, und irgendwie hätte ich mein Leben auch gerne etwas entschleunigt gesehen.
Allerdings war es mit Dreißig noch so, dass kleine „Zipperlein“ (also Wehwehchen oder Pläsierchen) kommen und gehen.
Mit fast Vierzig kamen die Zipperlein auch, blieben aber für gewöhnlich. Das nervte und vor allem: Es wurde schlimmer…
Die kleinsten Bewegungen hatten teilweise große Auswirkungen:
Einmal schnell den Kopf gedreht, weil ein Kind geschrien hat- krach. Hals verrenkt, drei Wochen verspannt.
Für kurze Zeit in der Hocke im Sandkasten verbracht, und schon brauchte ich Hilfe (am besten einen Kran), um wieder hochzukommen.
Boah, die Knie, der Rücken…
Es zwickte hier, es zwickte da, Kreuzschmerzen und Kopfschmerzen waren Alltag, Ibuprophen schmiss ich mir ein wie Bonbons.
Die leise Stimme in meinem Kopf
„ich muss was tun…“
wurde immer lauter.
Aber mein Gott! Ein Leben als berufstätige zweifache Mama ist halt etwas anstrengend und abends war die Couch sooooooo bequem!
Hat man den Tag über alles erledigt, was erledigt werden musste, wollte man abends nur noch seine Ruhe haben- wer kennt das nicht?
Dünn und dick
Mein Mann (früher immer so schlank, dass er die Bezeichnung „Bohnenstange“ schon als junger Kerl ertragen musste) hatte sich während der Kleinkinderphase unserer Töchter ein paar Kilos zu viel draufgemampft. (Er behauptet ja, es wäre der Babybrei gewesen! Er musste schließlich die Reste essen… doch ich kann mich auch an Zeiten erinnern, in denen täglich Eier mit Speck auf dem Frühstücksplan standen…)
Bei ihm hatte es fatale Folgen:
Sonst mit Cholesterin noch nie was am Hut gehabt, stiegen seine Werte in gesundheitsschädliche Höhen. Sein Herz machte Probleme, der Blutdruck war viel zu hoch. Seine Knie schmerzten und er brauchte Schuheinlagen, damit er halbwegs schmerzfrei laufen und stehen konnte.
Mit solchen Beschwerden lässt sich einfach nicht mehr viel machen: mein Mann war ständig schlapp, Bewegung war eher eine Quälerei.
Klar, dass Essen dann noch das einzige ist, was noch Spaß macht- obwohl es einem nach einem herzhaften Fress-Flash ja noch dreckiger geht…
Leider gibt es keine Bilder mehr von uns beiden in unserer schlimmsten Phase.
Wenn man so fett und unbeweglich ist, vermeidet man natürlich jedes Foto, außerdem nehmen die Gelegenheiten, bei denen man fotografiert werden könnte, stetig ab.
Man unternimmt schließlich auch nicht mehr so viel.
Auf diesem Bild sind wir in der „aufsteigenden Phase“ zu sehen. Der Zenit war aber noch lange nicht erreicht, wir waren noch kräftig am zulegen.
(Der Dicke in der Mitte gehört übrigens nicht zur Familie, diesen Keinohrhasen hatten wir für eine Bekannte besorgt).
Es machte „KLICK“!
Bei meinem Mann "MacGyver" machte es zuerst KLICK.
Er fing mit „Walking“ an, später mit „Nordic Walking“.
Das machte er auch ziemlich fleißig und konsequent, so dass es ihm in kurzer Zeit merklich besser ging.
Ich beneidete ihn sehr darum, hatte gleichzeitig aber Null Bock, es ihm gleich zu tun.
Laufen bzw. Gehen war nicht so mein Ding; Zeitaufwand im Verhältnis zu dem „Nutzen“ war mir einfach zu gering.
Für meinen Mann jedoch war es genau das Richtige. Er war glücklich und es machte ihm sichtlich Spaß.
Im Wald traf er dann eine gute Freundin, die auf der gleichen Strecke joggte. Die beiden unterhielten sich lange übers Joggen, so dass mein MacGyver richtig Lust aufs Joggen bekam.
Inzwischen hatte er auch schon ein paar Kilos abgenommen, so dass er sich dazu in der Lage fühlte.
Die Freundin hatte ihm das Lauftraining von Ulrich Strunz empfohlen.
Und so begann mein Mann mit Vorfußlaufen, machte sich mit seinem Strunz über MP3-Player und Kopfhörer auf in den Wald und kam total glücklich und entspannt wieder nach Hause.
Forever Young mit Ulrich Strunz
Dieses Buch von Strunz‘ Lauftraining ist inzwischen schon etwas in die Jahre gekommen.
Mittlerweile gibt es so viele verschiedene Bücher von dem „Forever Young“-Konzept, dass ich eine Weile suchen musste, um das richtige Buch zu finden.
Dieses Buch wie abgebildet kann ich sehr empfehlen, das kenne ich auch selbst.
Es ist auch eine CD dabei mit etwa einer halben Stunde Lauftraining, von Ulrich Strunz gesprochen.
Mit einem Klick auf das Bild kannst du die die genaue Beschreibung und die Rezensionen ansehen. Ob es überhaupt noch erhältlich ist, will ich nicht versprechen, denn in der Zwischenzeit hat Strunz sein „Forever Young“-Programm komplett überarbeitet.
Gebraucht kannst du es sicher noch bekommen.
Inzwischen hat der "Fitness-Papst" sich auf kohlenhydratarme Kost mit seinen Protein-Produkten eingeschossen. Allerdings halte ich persönlich von steifen Ernährungskonzepten nicht so viel, das, beschreibe ich in diesem Artikel hier.
Die überarbeiteten Bücher haben leider kaum noch etwas mit seinen anfänglichen Büchern zu tun, das hat mir eine fitnessbegeisterte Freundin erzählt, die sich auskennen muss.
Deshalb empfehle ich nur dieses eine Buch, von dem ich weiß, dass es viel bringt und ohne viel Schnickschnack und superstrengen Ernährungsauflagen dich zu deiner Traumfigur und der ersehnten Fitness bringen kann.
Wenn man gerne läuft, wohlbemerkt…
Ich war ein klein wenig neidisch, denn mein Mann MacGyver leuchtete regelrecht, wenn er von seinem Lauftraining zurückkam. Das hätte ich auch gerne gehabt…
Nun wohnen wir in der Toskana Deutschlands, mit einem wunderbaren Wald gleich um die Ecke.
Wir lieben unseren Wald und so war das natürlich genau sein Ding, zumal wir zwei Hunde haben, die natürlich sehr von der neuen Sportbegeisterung ihres Herrchens profitierten.
Bei MacGyver passte alles wie „der Arsch auf den Eimer“:
Schon bald lief er mehrmals die Woche Halbmarathon-Strecken, lernte „seinen Wald“ immer genauer kennen, war total glücklich- und speckte in ziemlich kurzer Zeit über 40 Kilo ab.
Inzwischen sieht er wieder so aus wie ganz oben auf dem Foto (nur eben ein paar Jährchen älter).
Wirklich eine Traumkarriere, die man zwar gerne liest,
aber gleichzeitig seinen eigenen Groll schürt,
weil man selber noch nicht den Arsch hochbekommen hat.
Mein Schweinehund hatte mich im Griff
Mir ging es zumindest so.
Ich freute mich wirklich sehr für ihn, doch gleichzeitig fühlte ich mich immer unwohler in meiner Haut und war deprimiert, dass es bei mir eben noch nicht KLICK gemacht hatte.
Mir wurde immer mehr bewusst, dass es für nun höchste Zeit wurde, auch endlich was zu tun.
„Ich muss was tun…!“
Gleichzeitig war klar, dass ich einfach nicht gerne jogge.
Ich hatte es ja versucht und alles gegeben: Ich schnappte mir MP3-Player und Kopfhörer und trabte mit gemischten Gefühlen los- und kam deprimiert nach Hause.
Ich wollte so gerne auch mal so leuchten wie mein Mann!
Ich leuchtete zwar auch- aber anders: Mit meinem hochroten Kopf sah ich aus, als würde ich jeden Moment zusammenklappen.
Ganz davon abgesehen, dass ich eigentlich keinen Sinn darin sehe, im Wald rumzurennen, bin ich auch zu doof, dabei richtig zu atmen.
Selbst wenn ich beim Laufen die Klappe halte, bekomme ich immer Seitenstechen, da kann ich einfach machen, was ich will.
Sogar die CD vom Herrn Strunz konnte dabei nicht helfen, auch wenn der gute Mann noch so motivierte:
„Drei Schritte ein…, drei Schritte aus…
drei Schritte ein…, drei Schritte aus…
locker, lächelnd, leicht…“
Der Strunz hat ja eine sehr sympathische Stimme, doch es half nix. Ich hatte keine Lust und sah keinen Sinn in der Lauferei.
Mein Ego fragte ganz frech:
„Wofür brauche ich Ausdauer?
Ich bin nicht auf der Flucht
und mein Essen muss ich auch nicht mehr jagen!“
Es ist traurig, denn eigentlich ist der Mensch zum Laufen geboren. Aber gleichzeitig ist der Mensch eben auch ein Faultier, das ist ein Urinstinkt.
Und gegen diesen Urinstinkt kam ich nicht an.
Unser Ur-Instinkt: Wir sind Faultiere!
Als die Eiszeit nahte und der Urzeit-Mensch nur noch spärlichen Pflanzenwuchs vorfand, musste er gezwungenermaßen auf Lebendfutter ausweichen.
Dieses Lebendfutter hatte jedoch diese blöde Eigenart zu fliehen, und da der Mensch noch keine Waffen erfunden hatte, musste er seine Beute hetzen, bis es tot umfiel.
Tatsächlich ist der Mensch das einzige Säugetier,
das gleichzeitig schnell und über lange Strecken laufen kann.
So, Beute tot, Essen in Hülle und Fülle (je nach Tiergröße) .
Anders als zu Zeiten, in denen er Pflanzen und Beeren gesammelt hatte, erfreute sich der Mensch jetzt nach einem Großeinsatz über einen längeren Zeitraum über viel Essen.
Und was hat der Urmensch in der Zeit gemacht, wenn das Essen üppig vorhanden war? Sport? Nein, er hat gechillt!!!!!
Bis der Vorrat aufgebraucht war und sich der Hunger wieder meldete, dann kam der nächste Großeinsatz. Rennen, rennen…
In dieser „Chill-Phase“ befand ich mich eben permanent.
Das Problem ist ja, dass wir uns eben nicht mehr kurz vor der Eiszeit befinden, sondern eher in einem Zeitalter, in dem man nicht mal mehr von seiner Couch aufstehen muss, um sich eine Pizza zu bestellen…
Da war sie wieder, diese Gewissheit: „Ich muss endlich was tun…“
Neee, Laufen war trotzdem nicht mein Ding, das Thema hakte ich nun endgültig ab.
Vorsicht, Beziehungskiller!
Ich bin froh und meinem Mann sehr dankbar, dass er zuerst die Kurve gekriegt hat.
Er hat mich wirklich nie bedrängt oder bequatscht, dass ich auch endlich mal was tun sollte, doch er hat mir mit seinem vorbildlichen Verhalten schon die nötige Motivation gegeben, die ich dringend brauchte. Auch wenn es noch eine Weile brauchte, bis es wirklich wirkte.
Doch wenn mein Mann glücklich strahlend aus dem Wald kam, hielt er mir, ohne es zu wollen, den Spiegel vor.
Eine leise Stimme flüsterte mit dann ins Ohr:
„Es muss was passieren!
Jetzt hast du vor Augen,wie gut es dir gehen kann,
wenn du ENDLICH mal anfängst-
oder willst du auf der Strecke bleiben?“
Ich bezweifle, dass ich das mit eigener Motivation heraus alles geschafft hätte, was ich heute erreicht habe.
Ich war mit meiner Arbeit und Job Mama ja eigentlich genug ausgelastet und fand immer die wundervollsten Ausreden, um alles so zu lassen wie es war.
Aber wie heißt es so schön:
Wer will, findet Wege.
Wer nicht will, findet Gründe.
Wenn Partner nicht am gleichen Strang ziehen, können Beziehungen und Ehen wohl an einer solchen Herausforderung auch scheitern.
Wenn ich mir vorstelle, dass ein Partner aus seiner ungesunden Lebensführung ausbricht und sich kometenhaft weiterentwickelt, während der Partner nicht mitzieht (ob er nicht will oder kann, ist ja egal) und im alten Stadium steckenbleibt, so hat das sicher so manche Beziehung nicht verkraftet.
Zum Glück war das bei uns nie ein Thema, und dieser Gedanke kam mir sowieso erst hinterher.
Auch wenn wir beide am Ende keine Sportart gefunden haben, die uns gleichermaßen begeistert, haben wir uns zusammen in die richtige Richtung weiterentwickelt. Jeder musste "seins" finden, und so schweißt uns die Freude an der Bewegung weiterhin zusammen.
Auf jeden Fall sind wir uns einig:
In unser "altes Leben" wollen wir beide auf gar keinen Fall zurück!
Ab ins Fitness-Studio!
Also überlegte ich, was ich sonst noch so tun könnte.
Zunächst schaute ich mir ein kleines „Fitness-Studio nur für Frauen“ an.
Es handelte sich um diese Turbo-Variante, die mit dem Versprechen warb, dass die Traumfigur mit einem 30 Minuten Training 2-3 Mal in der Woche locker zu erreichen sei.
Ein Probetraining durfte ich absolvieren. Ich fand es eigentlich ganz witzig.
Dort standen ein paar Kraftgräte in einem Zirkel angeordnet und dazwischen jeweils ein Brett von etwa einem Meter im Quadrat, das gefedert war. In der Mitte hing an der Decke eine Lampe, die jeweils nach einer Minute die Farbe wechselte.
Nach jedem Farbwechsel sollte auch das Gerät gewechselt werden und zwischen den Geräten durfte man auf den Brettern herumhüpfen.
Der Laden war gut besucht, und das Geschnatter war schon bis in den Vorraum zu hören. Meine Einweisung lautete: „Reih dich da ein, wo Platz ist und mach das, was die anderen machen.“
Genau das machte ich auch, und das machte Spaß.
Das mit dem Gerätewechsel bekam ich nicht so richtig gebacken, da ich immer vergaß, welche Farbe gerade aktuell war, so dass ich den Farbwechsel oft verpasste.
Doch mir wurde geholfen. Die Frauen waren alle nett und das Geschnatter unterhaltsam. Einen Tag später hatte ich tatsächlich einen Muskelkater.
Ich überlegte mir schon, mich dort anzumelden.
Was mich letztendlich davon abgehalten hatte, war der Umstand, dass dieses Studio keine Kinderbetreuung anbot und dass die Öffnungszeiten nicht mit meinem Leben zusammenpassten: Werktags hatten sie nur bis 19 Uhr geöffnet und samstags bis 13 Uhr. Sonntags gar nicht.
Für das wenige, was ich geboten bekam, war der Spaß doch recht teuer. Den gleichen Betrag kosten auch Fitness-Studios in der günstigeren Variante.
Also schaute ich mir die Studios in meiner Umgebung an, und achtete dabei genauer auf die Kinderbetreuung und die Öffnungszeiten.
In einem recht günstigen Laden spielten meine Kids in der Betreuung, während ich ausführlich mit Bodycheck und Beratung eingewiesen wurde.
Auch dort hatten sie einen Zirkel. Die Geräte dort waren viel besser, denn ich konnte die Gewichte auf mein persönliches Trainingslevel einstellen.
Statt einer Minute zeigte in der Mitte eine Blubbersäule an, wann zwei Minuten abgelaufen waren, und ich hatte 30 Sekunden Zeit, um das Gerät zu wechseln und auf mich einzustellen.
Keinen Stress mit dem Farbwechsel und keine Hüpfbretter, das gefiel mir sehr gut.
Der Zirkel war mir am Wichtigsten, denn auf irgendwelche Kurse hatte ich keine Lust.
Das Beste kam zum Schluss: Als ich dann meine Kinder in der Betreuung wieder einsammeln wollte, kam die Frage zurück: „Och Mama, dürfen wir noch eine Weile bleiben?“
Ich kehrte auf den Hacken um, suchte den netten Mann, der mich eingewiesen hatte und unterschrieb den Vertrag.
Und so wurde ich mit Vierzig, zum ersten Mal in meinem Leben, Mitglied in einem Fitness-Studio.
Der klassische Fitness-Studio-Neuling
Es war der Klassikermonat Januar. Das Fitness-Studio war sehr gut besucht.
Später lernte ich, dass ich mich genau an das klassische Verhalten eines Fitness-Studio-Neulings angepasst hatte:
Anfangs noch hochmotiviert, versuchte ich, dreimal in der Woche zu trainieren.
Ich glaube, das hielt ich keinen Monat durch und verkürzte auf zweimal die Woche.
Nach ein paar Monaten pendelte es sich ein, dass ich nur noch einmal die Woche trainierte, nämlich sonntags am Vormittag.
Künftig verbrachte unsere Familie die Sonntag-Vormittage so, dass mein Mann mit den Hunden im Wald verschwand und ich mit den Kindern im Fitness-Studio. Zum Mittagessen trafen wir uns wieder.
Zum Jahresanfang war das Studio noch brechend voll.
Die guten Vorsätze fürs neue Jahr setzen wohl viele im Fitness-Studio um, doch das legte sich dann mit der Zeit. Monat für Monat nahm die Teilnehmerzahl ab, und im Hochsommer war der Laden fast ausgestorben.
Dieses Sonntagstraining war jetzt nicht so bahnbrechend intensiv, aber wenigstens machte ich überhaupt mal was.
Wahrscheinlich hätte ich das Training auch länger durchgezogen, wenn ich nicht zu übermotiviert gewesen wäre…
Das Kreuz mit dem Gewichte-Training
Erst viel später, als ich Anatomie und Körperfunktionen für meine Ausbildung zum Fitness-Trainer paukte, habe ich verstanden, was ich damals falsch gemacht hatte.
Muskelwachstum ist eine sehr komplexe Geschichte…
Beim Eintritt ins Fitness-Studio wurde mir eine Karte in die Hand gedrückt, auf der die Gewichte notiert waren, die ich bei den jeweiligen Geräten auflegen sollte. Das hatten wir ganz zu Anfang bei der Bestandsaufnahe ermittelt.
Natürlich war das so gut wie nichts, denn ich hatte ja überhaupt keine Kraft.
Total lächerlich waren die Gewichte bei der Armkraft, da hatte ich so gut wie gar nichts aufliegen.
Aber ich hatte ich den Eindruck, dass ich doch recht schnell Fortschritte machte, denn die anfängliche Anstrengung ließ bald nach, und die Wiederholungen fielen viel leichter.
(Zu diesem Zeitpunkt trainierte ich schließlich noch dreimal in der Woche...)
Bald gab es Situationen, da schämte ich mich fast ein bisschen, mit diesen mickrigen Gewichten zu trainieren:
Vor allem, wenn in dem Zirkel eine schmächtige, aber trainierte Dame vor mir dran war und ich beim Wechseln jeweils ihre Einstellung übernehmen musste.
Das war schon ein bisschen peinlich für mich (obwohl das ja eigentlich kaum jemand sieht), wenn ich den Zapfen von ganz unten herauszog und dann ganz verschämt und zerknirscht fast oben platzieren musste…
Es war mein Fehler, dass ich keine Rücksprache mit dem Trainer hielt.
Ich überschätzte mich und fing bald darauf eigenständig an, die Gewichtsauflage gemächlich zu steigern. Sobald ich die Wiederholungen gut schaffte, legte ich wieder nach.
Wenn hinter mir im Zirkel jemand trainierte, der einen sehr starken Eindruck machte, legte ich gerne noch ein bisschen mehr auf…
Ich pfiff auf meinen Trainingsplan und freute mich über die „Fortschritte“.
Das ging ein paar Monate gut, dann fing es mit der Übung an, mit der im Sitzen die Stange über den Kopf nach unten gezogen werden soll:
Schulterschmerzen, Armschmerzen.
Etwas kleinlaut reduzierte ich das Gewicht wieder ein klein wenig und trainierte mit Schmerzen weiter. Die Schmerzen wurden schlimmer, und irgendwann ließ ich dieses Gerät einfach aus.
Doch dann bekam ich Schmerzen am Butterfly und allen anderen Geräten, mit denen die Arme trainiert wurden.
Ich setzte immer wieder mal eine Woche aus und fing dann wieder an, doch bei jedem Training waren die Schmerzen wieder da. Mir war es zu blöd, nur die Beine zu trainieren, und anstatt mich an den Trainer zu wenden, zog ich meine Trainingspausen einfach immer mehr in die Länge.
Irgendwann blieb ich dann einfach fort. Das war's.
Etwa ein Dreivierteljahr nach meiner Anmeldung gehörte ich zu dem Klientel, das brav die Monatsgebühr weiterbezahlte, ohne das Studio zu nutzen- bis eben der Vertrag auslief.
Ich hatte es zumindest versucht…
Im Nachhinein kann ich zugeben, dass ich viele Fehler gemacht und damit die Schmerzen selbst verschuldet habe.
Nachahmung ist auf keinen Fall empfehlenswert!!!!
Falls du jemals in eine ähnliche Situation kommen solltest und gefrustet bist, weil du viele Wiederholungen mit wenig Gewicht machen sollst, so spreche mit deinem Trainer darüber. Bitte erhöhe auf keinen Fall die Gewichte eigenmächtig!
Wenn du dir etwas Gutes tun willst und deine Muskeln nachhaltig aufbauen willst (also nicht einfach „aufblasen“ wie es so mancher Bodybilder tut), dann gib deinem Körper die nötige Zeit dafür.
Wie mein Mann zu seinen Nachtwanderungen kam
Es folgten viele Monate, die ich wieder ausschließlich auf der Couch verbrachte.
Ich klagte zwar über meine Schulter und meine Arme, aber ich war eigentlich nicht wirklich traurig, nicht mehr trainieren gehen zu können. Irgendwie war sowieso die Luft raus gewesen.
Und die Couch war so wahnsinnig bequem...
Mein Mann joggte weiterhin und begann zusätzlich mit ausgiebingen Wandertouren. Bald kannte er den Pfälzer Wald in unserer Umgebung in- und auswendig.
Das war natürlich sehr zeitintensiv, und das ging mir schon ein bisschen auf den Keks.
Unsere Ehe litt zwar nicht darunter, dass wir nun andere Freizeitinteressen hatten, aber an den Tagen, an denen mein MacGyver eine große Wandertour startete, hatte ich eigentlich nicht mehr viel von ihm.
In mir tobte das Gefühlschaos:
Alleine zuhause rumhängen macht keinen Spaß.
Mit zum Wandern gehen war mir zu anstrengend.
Natürlich gönnte ich ihm seine Wandertouren von Herzen,
aber gleichzeitig hat es mir tierisch gestunken,
dass er an den Wochenenden nun so oft unterwegs war...
Es war schon eine komische Zeit.
Ich hatte meinem Mann nie einen Vorwurf gemacht, aber er merkte trotzdem irgendwie, dass es mir damit nicht so gut ging.
Und er fand die perfekte Lösung:
Er kaufte sich eine Stirnlampe.
Da ich in dieser Phase eigentlich ständig müde und schlapp war und früh ins Bett ging, verbrachte er den Tag mit den Kindern und mir und ging dann erst abends los zum Wandern. Durch die Bewegung hatte er ja wesetlich mehr Power als ich.
So kam mein MacGyver zu seinen Nachtwanderungen, und diese Nachtwanderungen machten ihm sogar noch mehr Spaß, weil sie einen ganz besonderen Reiz haben.
Er fühlte sich mit der Natur noch viel mehr verbunden, als er es ohnehin schon war, und er war glücklich wie nie.
Nun war das Zeitproblem gelöst, aber ich war trotzdem immer noch ein leicht frustrieretes Couch-Potatoe...
Endlich machte es bei mir „KLICK“
Mein persönliches „KLICK“ überkam mich wie ein kleiner Schauer. Es erwischte mich eiskalt, als ich mir Bilder von der folgenden Weihnachtsfeier ansah:
Vor diesem Tag hatte ich mir um die Kleiderfrage keine Gedanken gemacht.
Wir waren eine Mädelsrunde und hatten alle das gleiche T-Shirt an.
Mir war klar, dass ich nichts groß richten musste, denn dieses T-Shirt wollte ich kombinieren mit Minirock, Strumpfhose und Stiefeln, da musste ich einfach nichts vorbereiten- fertig das Outfit.
Dachte ich.
Der vorgesehene Mini war fast drei Nummern zu klein. Kleine Panik, bis ich glücklicherweise einen ähnlichen Rock in Strechvariante ausgrub. Doch dann schockierte mich mein Spiegelbild:
Im Rock sah ich ja sowas von scheiße aus...! Was ist denn das für ein Bauch da??? (Auf diesem Foto hatte ich den eingezogen!)
Die ganze Zeit war ich noch überzeugt gewesen, wenigstens halbwegs noch einen ansehlichen Eindruck zu machen, doch diese Überzeugung schwand bei diesem Spiegelbild.
Die Weihnachtsfeier war schön und lustig, doch als ich mir einen Tag später die Fotos ansah, war ich wie geläutert.
So konnte das nicht mehr weitergehen!
JETZT musste endlich was passieren!
Natürlich ist nicht bloß die Optik das Entscheidende gewesen.
Das sollte auch nicht die Hauptmotivation sein, um endlich was zu tun. Doch so scheiße wie ich aussah, fühlte ich mich schließlich auch, und genau das wurde mir mit dem Bild vor Augen geführt. Ich war träge, kränklich, langsam, kurzatmig, schwerfällig und vor allem tat immer irgendwo was weh.
Es war das Leben, das mit diesem Bild verbunden war, was ich nicht mehr führen wollte.
Eben dieses Erbe unseres Ur-Menschen in seiner Chillphase, wenn das Essen üppig vorhanden war, dieses ewige Rumgehänge, dieses lasche Leben.
So ein Fernsehabend auf der Couch kann ja mal ganz nett sein, aber es frustrierte mich inzwischen. So viel Lebenszeit hatte ich inzwischen vor diesem Kasten verbracht!
Zum Glück war ich noch nie eine richtige Zockerin, so dass ich das Tablet oder Handy kaum für Spiele nutze...
Manchmal hat mich ein Spielchen schon mal gepackt, dann zockte ich ein paar Wochen so manche Nacht durch. Aber dann war wieder gut und ich ärgerte mir ein Loch in den Bauch, dass ich so viel kostbare Zeit so dermaßen sinnlos vergeudet hatte.
Nein, ich wollte diese Fremdbespaßung nicht mehr, jetzt WOLLTE ich wirklich was tun!
Aber es fehlte einfach was. Der KLICK war jetzt da, aber es fehlte was...
Das Universum reagierte prompt und bastelte mir die Chancen zusammen:
Zwischen Weihnachten und Neujahr (also nur wenige Tage später) ging das richtige Türchen für mich auf.
Yoga-wer hätte das gedacht?
Was ich selbst nie geglaubt hätte: Ich habe Yoga für mich entdeckt, und bin bis heute begeistert dabeigeblieben.
Das ist bereits über 6 Jahre her.
Um es vorweg zu nehmen:
Das nächste Foto entstand dann im Sommer darauf.
Allerdings will ich gar nicht so sehr das Schlanksein hervorheben.
In meinem Artikel: "Willst du WIRKLICH abnehmen?" habe ich bereits beschrieben, dass es kein guter Ansatz ist, abnehmen zu wollen, um endlich den Hintern von der Couch zu bekommen. Es geht um viel, viel mehr.
Fortsetzung folgt...
In meinem nächsten Blogartikel beschreibe ich, wie ich zum Yoga gekommen bin, und was es alles bewirkt hat.
Herzlich, Deine Lina Labert
Die Kommentarfunktion findest du ganz unten.
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Bücherplattform Lovelybooks, dort hatte ich eine Leserunde veranstaltet:
https://www.lovelybooks.de/autor/Lina-Labert/Gesundheit-selbstgemacht-6458426654-w/
Herzlich, Deine Lina
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Kathleen Zeilfelder (Sonntag, 22 April 2018 08:14)
Nun gut, dann werde ich Yoga doch mal ausprobieren, denn auch mein innerer Schweinehund ist soooooooooo dermaßen hartnäckig ;-)
Heidi macht es nun schon länger und ist total begeistert und vor allem viel ausgeglichener und beweglicher.
Jetzt habt ihr mich...^^
Dankeschön für diese Zeilen
Lina Labert (Sonntag, 22 April 2018 08:34)
Hurraaaaa, alleine deswegen hat sich mein Artikel schon gelohnt ;-)
Dann wünsche ich Dir viel Spaß beim Einstieg. Gib bitte nicht so schnell auf, am Anfang turnst Du nämlich allen bloß "hinterher", aber das ist völlig normal. Dazu komme ich im nächsten Artikel. Alles Gute und liebe Grüße, Deine Lina